Stimmstörungen bei Erwachsenen

Trotz vieler moderner Hilfsmittel bleibt die Stimme unser wichtigstes Medium zur Kommunikation. Die Stimme übermittelt das Wort, macht also den Gedanken zum Klang. Sie können mit dem Klang Ihrer Stimme z.B. Menschen auf sich aufmerksam machen oder ihre Aufmerksamkeit steigern. Sie können das Wort mit Ihren Emotionen umkleiden und so Ihre Persönlichkeit hineinbringen.

Eine Stimmstörung liegt vor, wenn z. B.

  • die Stimme heiser klingt,
  • die Stimme nach Belastung versagt,
  • man zusätzlich ein ständiges Kloßgefühl im Hals hat,
  • man unter Räusperzwang oder einem Reizhusten leidet.

Stimmstörungen bei Erwachsenen können funktionelle oder organische Ursachen haben.

Folgende Störungsbilder lassen sich unterscheiden

Organische Stimmstörung

Störungen, bei denen es zu einer organischen Veränderung im Bereich des Stimmapparates kommt (Knötchen, Entzündungen, Ödeme, Veränderungen durch Unfälle oder Operationen, Lähmungen oder Teilentfernungen der Stimmlippen - im schwerwiegendsten Fall Kehlkopfentfernungen - bei Kehlkopfkrebs) werden zu den organischen Stimmstörungen gezählt. Die Stimme ist meist stark heiser und kann teilweise oder ganz ausbleiben, es kann zu Doppeltönigkeit kommen oder zu starker Behauchung, je nach Ursache und Ausmaß der Störung.

Funktionelle Stimmstörung

Bei funktionellen Stimmstörungen ist keine organische Veränderung erkennbar, doch das Schwingungs- und Schließungsverhalten der Stimmlippen ist gestört. Funktionelle Stimmstörungen kommen meist bei Berufssprechern (Lehrern, Erziehern, Call-Center-Mitarbeiter etc.) vor. Verschiedenste Ursachen können zur funktionellen Stimmstörung führen. Sie sind immer in Zusammenhang mit dem psychosozialen Umfeld und Faktoren der Persönlichkeit zu sehen.
Es wird zwischen hyper- und hypofunktionellen Störungen unterschieden.
Bei einer hyperfunktionellen Stimmstörung ist die Stimme heiser, rau, gepresst, angestrengt und ermüdet bei Belastung. Die hypofunktionelle Stimmstörung zeichnet sich durch eine heisere, schwache und behauchte Stimme aus. Die Artikulation ist meist undeutlich. Die Körperspannung ist gering und die Atmung eher flach.

Psychogene Stimmstörung

Psychische Probleme oder Störungen können zu Stimmveränderungen führen, bis hin zum völligen Stimmverlust.

Stimmstörungen durch hormonelle Einflüsse

Durch hormonelle Einflüsse können Stimmstörungen entstehen, die meist Veränderungen der Stimmhöhe und der Leistungsfähigkeit der Stimme zur Folge haben, welche oft auch nach Absetzen der Medikamente weiter bestehen.

Mutationsstimmstörungen

Bei Jungen kann es nach der Abschluss der Pubertät zu Stimmstörungen kommen (Mutationsstimmstörungen: die hohe Kinderstimme wird beibehalten, obwohl die anatomischen Gegebenheiten für eine Männerstimme gegeben sind). Die Stimme ist sehr hoch, bei stark eingeschränktem Stimmumfang und wird bei längerem Gebrauch heiser, rau, angestrengt und wenig belastbar.

Rhinophonie

Wenn der Stimmklang ungewöhnlich dumpf oder nasal ist, spricht man von einer Rhinophonie. Hierbei wird unterschieden zwischen geschlossenem (zu geringe Nutzung des nasalen Klangraumes - "Stockschnupfen") und offenem Näseln (übermäßige Nutzung des nasalen Klangraumes, da kein genügender Gaumensegelverschluss erfolgt - z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten).

Therapie

Die Logopädie bietet im Besonderen für Berufssprecher Kurse und Seminare zur Vermeidung von Stimmstörungen an.
Bei auftretenden Stimmproblemen sollte unbedingt ein HNO-Arzt oder Phoniater aufgesucht werden. Der Arzt untersucht den Kehlkopf und das Hörvermögen und stellt ggf. ein Rezept für eine logopädische Behandlung aus. Es erfolgt dann eine weitere Stimmuntersuchung und das Anamnesegespräch, in dem der Beginn und der bisherige Verlauf der Stimmstörung sowie alle beeinflussenden Faktoren geklärt werden. Auf Grundlage des Befundes wird ein Behandlungsplan erstellt. Inhalte einer Stimmtherapie sind Übungen zur Verbesserung der Wahrnehmung, der Atmung, der Haltung, der Körperspannung und der mit der Stimme zusammenhängenden Artikulation sowie gezielte Stimmübungen. Ggf. erfolgen Beratungsgespräche über alle mit der Stimmstörung in Zusammenhang stehenden Faktoren. Ziel einer Stimmtherapie ist eine belastungsfähige Stimme mit der bestmöglichen Wiedererlangung und Stabilisierung optimaler stimmlicher Kommunikationsfähigkeit in Alltag und Beruf. Nach Ablauf der logopädischen Verordnung erfolgt erneut eine Untersuchung beim Facharzt, der dann in Absprache mit der Logopädin und auf der Grundlage des logopädischen Berichtes entscheidet, ob eine weitere Therapieeinheit erfolgen soll oder ob die Stimme ausreichend stabilisiert wurde und wieder belastungsfähig ist.
Heiserkeiten ohne akuten Infekt, die länger als 4 Wochen bestehen, müssen unbedingt ärztlich abgeklärt werden.